Der Wegerich
Aus der Apotheke der Natur nicht wegzudenken. Ein Kraut das uns auf Schritt und Tritt verfolgt. Immer wenn er gebraucht wird zur Stelle ist und von vielen als großes „Unkraut“ tituliert wird.
Der Wegerich.
Die bei uns am häufigsten vorkommenden Wegerich Arten sind der Breitwegerich, der Spitzwegerich und der mittlere Wegerich, der sich nicht ganz entscheiden kann ob er ein 'breiter' oder ein 'spitzer' sein möchte.
Das Vorkommen des Wegerichs soll auf den Fluch eines faulen Sennen zurückzuführen sein, der zu faul zum Melken war und deshalb das saftige Gras nicht mochte. So wird es von Schweizer Bergbauern überliefert. Deshalb auch der Name „Heufressa“
Was alle Wegeriche gemeinsam haben sind fünf auffällige Längsrippen. Diese starken Leitbündel an der Unterseite des Blattes.... was sind denn nun wieder Leitbündel? Das sind die Wasser- und Energieleitungen der Pflanzen, die zu Leitbündeln zusammengefasst sind. Wasserleitungen auch Xylem genannt, da sie aus holzigen toten Zellen bestehen und das Wasser und die Nährstoffe aus dem Boden nach oben in die Blätter bringen. Und die Zucker- oder Energiepipelines die auch Phloem genannt werden und aus lebenden Zellen bestehen. Diese bringen den in den Blättern produzierten Zucker wieder nach unten.
Alles wohl durchgeplant!
Nun diese Leitbündel oder auch Blattadern oder Nerven ragen wie weiße Fäden aus dem abgerissenen Stiel heraus und werden zum Orakeln benutzt:
Hier heißt es dann je länger die Fäden, desto mehr Glück hat man. Es wird auch orakelt "so viele lange Fäden herausragen so viele Kinder bekommt man später" oder "wie viele Mädchen hat mein Freund schon vor mir geküsst". Ist es eine gerade Anzahl an Fäden ist es gut oder wahr.
Bei mir im Garten kommen zwei Ausfertigungen des Wegerichs vor.
Der Breitwegerich Plantago major gleich hier auf dem Weg. Im wahrsten Sinne des Wortes herrscht er über die Wege, da die feuchten Samen, wenn sie aufquellen klebrig werden und dann an Füßen, Schuhsohlen, Hufen und Pfoten hängen bleiben und dadurch wunderbar auf dem Weg verteilt werden. Je verdichteter der Boden und zertrampelter der Pfad, desto besser gefällt es unserem Herrscher des Weges.
So wird er auch von den Indianern der „Fußstapfen des weißen Mannes“ genannt.
Mit seinen breiten, bis handtellergroßen Blättern die man leicht walken muss und dann als Umschlag für verstauchte Gelenke zum Kühlen überlegt, damit die Schwellung zurückgeht. Oder seit jeher auch als Zugsalbe bei Geschwüren und Pickeln verwendet hat.
Ein Breitwegerichblatt in die Schuhe gelegt soll müden Wanderern wieder auf die „Füße“ helfen
Und dann der Spitzwegerich Plantago lanceolata hier gleich auf der Wiese, mit den langen, schmalen Blättern. Er mag hohes Gras, anders als sein breiter Bruder. Spitzwegerich enthält vor allem Schleimstoffe und den Wirkstoff Aucubin, der antibiotische Eigenschaften hat und ihn daher zu einer idealen Heilpflanze bei Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten macht.
Er stärkt die Abwehrkräfte und das Immunsystem.
Und damit nicht genug hält der Wegerich überall für uns ein Notfallpaket bereit für Mückensticke, Wespenstiche, Brennnesselunfälle und kleinere Blessuren. Das den Juckreiz stillt und die Haut schneller verheilen lässt. Dazu am besten die Blätter zerreiben bis der Saft austritt und auf die Stelle tupfen.
Eine Wohltat.
Mit seinem kraftvollen Paket an Inhaltsstoffen wie die schon erwähnten Schleimstoffe und das natürliche Antibiotikum Aucubin enthält er unter anderem auch Gerbstoffe und Mineralstoffe wie Zink und Kieselsäure, ideal zur Wundheilung.
Im zweiten Weltkrieg behandelten viele Ärzte mangels anderer Mittel infizierte Wunden mit Spitzwegerich Zubereitungen.
Kräuter Pfarrer Künzle meinte einmal: Ein solcher Verband ist oft der erste, aber manchmal der beste Notverband, denn die Heilung solcher Wunden geht rasch vor sich, wie mit Goldfäden näht der Wegerichsaft den klaffenden Riss.
Achtung beim Trocknen von Wegerichblättern, wenn sich die Blätter braun oder schwarz verfärben ist leider die Heilkraft verflogen!
Aber nicht nur die Blätter und der Saft ist wertvoll auch die Samen sind verwendbar.
Als nussiger Snack mit leichtem Pilzaroma können die Samen pur oder über Salat gestreut werden. Sie enthalten Schleimstoffe und wertvolle Inhaltsstoffe, die bei entzündlichen Prozessen im Magen-Darm-Trakt behilflich sein können und auch die Verdauung regeln.
Ein bekannter Verwandter des Wegerichs ist z. B. der Indische Flohsamen dessen Samen und Schalen zur Verdauung dienen.
Wie die Flohsamenschalen können auch die Schalen unserer heimischen Wegeriche verwendet werden.
So ist diese für uns so gewöhnliche, alltägliche Pflanze ein mächtiger Begleiter und Schatz in der Apotheke der Natur.